Integration ist Ehrensache: Gute Noten für Gewaltpräventionsprojekt „BROTHERS“
Europaministerin Osigus lobt Erfolg des Pilotprojekts für (geflüchtete) Jugendliche
Ein niedersächsisches Pilotprojekt für männliche Jugendliche und junge Männer mit Migrations- oder Fluchthintergrund hat bei einer Evaluation im Auftrag der Stiftung Deutsches Forum für Kriminalprävention (DFK) gute Noten erhalten. Die Jugendlichen hätten „durch ihre Teilnahme am Projekt eine offenere und empathischere Grundhaltung entwickelt“, heißt es im Evaluationsbericht des Instituts Camino. Dieser wurde am (heutigen) Montag bei einem hybriden Symposium mit etwa 100 Teilnehmenden aus dem gesamten Bundesgebiet im Niedersächsischen Europa- und Regionalministerium vorgestellt.
„Das Konzept füllt eine Lücke bei der Integration, denn die speziellen Bedarfe junger geflüchteter Männer wurden bislang kaum in den Blick genommen. Das Projekt, das Integration zur Ehrensache unter Brüdern macht, hat sich bewährt. Die ,Brothers‘ werden bundesweit Schule machen“, sagte Ministerin Wiebke Osigus. Das Ministerium hatte den Start des Gewaltpräventionsprojekts von 2020 bis 2022 über das Programm „Soziale Innovation“ mit EU-Geldern in Höhe von 202 896 Euro gefördert. Seitdem tragen Stadt und Landkreis Göttingen das mit dem Sozialpreis und dem Integrationspreis des Landes ausgezeichnete Projekt.
Viele Konflikte männlicher Jugendlicher mit Migrationshintergrund beginnen in der Annahme, eine vermeintliche Würde oder Ehre verteidigen zu müssen. Eigene Gewalterfahrungen, Perspektivlosigkeit, tradierte Rollenbilder und Sprachdefizite können dabei herkunftsunabhängig in konservativen und ehrkulturellen Familienstrukturen zu einem toxischen Männlichkeitsbild und schließlich zu Gewalt führen.
Das BROTHERS-Konzept setzt auf den Austausch zwischen jungen Männern mit ähnlichen Lebenswirklichkeiten. Ein „Brother“ lernt in Schulungen, Geschlechterstereotype und ehrbasierte Männlichkeitsnormen zu hinterfragen und gibt anschließend sein Wissen nach dem Peer-to-Peer-Ansatz bei Workshops in Schulklassen und Jugendgruppen weiter. Laut Evaluation ging die Zustimmung der Teilnehmer unter anderem zur Legitimität von Gewalt und zur „Härte“ bei der Durchsetzung kultureller Regeln klar zurück. Das Projekt „Brothers“ habe bei den teilnehmenden Jugendlichen „erhebliche Fortschritte“ im Hinblick auf ihre Sensibilität für Geschlechtergerechtigkeit gebracht, heißt es im Bericht. Auch bei den Workshop-Teilnehmenden sei der Erfolg groß.
Weitere Informationen zu „Brothers“
Weitere Unterlagen, Präsentationen zur Veranstaltung sowie den Evaluationsbericht zum Projekt „BROTHERS – Gewaltprävention bei (geflüchteten) Jugendlichen supported by HEROES“ finden Sie auf der Internetseite des Ministeriums www.mb.niedersachsen.de. Die Langfassung des Evaluationsberichts finden Sie auch beim Deutschen Forum für Kriminalprävention unter www.kriminalpraevention.de.
Weitere Informationen zu „Soziale Innovation“
Das Land Niedersachsen fördert seit 2015 über das Programm „Soziale Innovation“ Lösungsansätze zur Anpassung an gesellschaftliche und demografische Veränderungen. Das Besondere an dem niedersächsischen Programm ist der breite und experimentelle Ansatz, der Raum für neue Lösungen eröffnet. Die Mittel stammen aus dem Europäischen Sozialfonds Plus (ESF+) der EU. Für die aktuelle Förderperiode 2021 bis 2027 stehen insgesamt 18,6 Millionen Euro zur Verfügung. Je nach Region können Projekte über die Soziale Innovation in Niedersachsen mit bis zu 80 Prozent gefördert werden.
Mehr Informationen und einen Erklärfilm zum Thema finden Sie hier:
Bildrechte: MB
v.l.n.r Sabine Behn, Camino, Abdulrahman Omran, Wiebke Osigus, Ministerin für Bundes- u. Europaangelegenheiten, Ferit Kilic, Teamleiter BROTHERS, Matthias Kornmann, Stiftung Deutsches Forum für Kriminalprävention